Marion Tischler untersucht die Auswirkungen digitaler Medien und Technologien auf unser Bewußtsein, unsere sozialen Beziehungen und den Blick auf uns selbst. Hauptaugenmerk richtet die Künstlerin dabei auf neue Bildphänomene wie Selfies, Icons und Emojis. Im Zuge der Digitalisierung, Smartphone-Technik und Sozialen Medien haben Bilder neue Funktionen und mehr Stellenwert als je zuvor in der Kulturgeschichte. „Durch die Digitalisierung erleben Bilder einen enormen Bedeutungszuwachs. Mit Smartphones lassen sie sich schneller, variabler und professioneller denn je herstellen, und dank der Sozialen Medien sind sie nahezu beliebig zu verbreiten und zu teilen. Erstmals können sich Menschen mit Bildern genauso selbstverständlich austauschen wie mit gesprochener oder geschriebener Sprache. Der schon vor Jahren proklamierte „Iconic Turn“ ist Realität geworden,“ so beschreibt es der Medienphilosoph Wolfgang Ullrichs.
In der Arbeit Selfie Provider (Provider=Anbieter von Kommunikationsdienst-leistungen)werden Icons aus Bügelperlen auf kleine ovale Spiegel appliziert. Sie verweisen auf endlos reproduzierbare Sinnbilder für gegenwärtige Lebenswelten. Die Spiegel ermöglichen es dem Betrachter sich zu inszenieren, sich ganz ohne App mit dem gewählten Icon in Beziehung zu bringen und die gewählte Selfiepose festzuhalten.
Mit Selfies setzen sich die Akteure der Sozialen Medien in jeweils anderen Rollen in Szene: spielerisch, neckisch, provozierend. Die Grimassen und digitalen Nachbearbeitungen von Selfies stehen in einer langen kulturgeschichtlichen Tradition von Masken und Theaterspiel. „Mit Selfies könne man sich maskieren, sich ein zweites Gesicht geben, sich inszenieren – es gehe nicht mehr darum, zu „einem wahren Selbst“ vorzudringen mit dem Abbild der eigenen Person – vielmehr ginge es gerade darum, ein öffentliches Bild von sich zu erzeugen, dass vielleicht mit dem privaten Bild gar nicht viel zu tun hat, schätzt Ullrich ein.“ Ein banal-alltägliches Selbst, ein momentanes Selbst, zielt darauf ab sich als Mitglied einer sozialen Gruppe zu fühlen.
Vorgefundene Stickbilder (hier Reproduktionen berühmter Malereien), die nach einer Vorlage als Freizeitvertreib anfertigt wurden, kommentiert die Künstlerin mit Icons aus Bügelperlen. Die von der Künstlerin verwendeten Kulturtechniken orientieren sich an beiläufig-banalen Ereignissen des Alltags. Genau wie die Bügelperlen erzeugen die Stickbilder einen analogen Pixel-Look und verweisen wie beim Herstellen von Selfies auf eine inszenierte Spontanität und auf die digitale Übermacht in unserer heutigen Zeit.
Marion Tischler examines the effects of digital media and technologies on our consciousness, our social relationships and the way we look at ourselves. The artist focuses on such as selfies, icons and emojis. In the course of digitalisation, smartphone technology and social media, images have new functions and more significance than ever before in cultural history. "Through digitalization, images experience an enormous increase in significance. With smartphones, they can be produced faster, more flexibly and professionally than ever before, and thanks to social media, they can be distributed and shared almost anywhere. For the first time, people can exchange information just as naturally with pictures as with spoken or written language. The 'Iconic Turn' proclaimed years ago has become reality," is how media philosopher Wolfgang Ullrichs describes it. In the work Selfie Provider (Provider = provider of communication services), icons made of iron-on beads are applied to small oval mirrors. They refer to endlessly reproducible symbols for contemporary living environments. The mirrors enable the viewer to stage himself, to relate to the chosen icon without using an app and to record the chosen selfie pose. With Selfies the actors of social media stage themselves in different roles: playful, teasing, provocative. The grimaces and digital post-processing of Selfies stand in a long cultural-historical tradition of masks and theatrical play. "With selfies, one can mask oneself, give oneself a second face, stage oneself - it is no longer a matter of penetrating to "a true self" with the image of oneself - rather, it is precisely a matter of creating a public image of oneself that perhaps has little to do with the private image, Ullrich believes. A banal, everyday self, a momentary self, aims to feel like a member of a social group. The artist comments on found embroidery pictures (here reproductions of famous paintings), which were made after a template as a pastime, with icons made of iron-on beads. The cultural techniques used by the artist are based on incidental, banal events of everyday life. Just like the iron-on beads, the embroidery images create an analog pixel look and, as in the production of selfies, refer to a staged spontaneity and to the digital supremacy in our modern age. Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)
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